Vincent Ruiz, Londoner Detectiv beim Dezernat für Gewaltverbrechen, wird schwer verletzt und mit einem lokalen Gedächtnisverlust behaftet aus der Themse gezogen. Nachdem er einige Tage im Koma gelegen hat, versucht er nun herauszufinden, was geschehen ist. Offenbar war er auf der Themse in einen Schusswechsel verwickelt, auf dem fraglichen Schiff wird sein Blut gefunden und in seiner Wohnung findet er eine Tüte Diamanten. Mit einem befreundeten Psychologie-Professor macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit.

 

Robotham hat sich damit eine reizvolle Ausgangslage geschaffen. Der Leser weiß quasi genauso viel wie der Protagonist. Das ist in der Tat spannend, allerdings auch schwierig zu händeln. Um es vorweg zu nehmen: Er hält diese Vorgabe nicht vollständig durch. Gar nicht lange, nachdem Ruiz aufwacht, muss Robotham schon die ersten Details aus dem Hut zaubern. Wir erfahren, dass der Fall etwas mit einer Kindesentführung zu tun haben muss, die drei Jahre zurückliegt.

Keine Frage, der Roman ist spannend. Nicht zuletzt wegen der differenziert angelegten Hauptfigur. Ruiz ist nicht nur – entgegen dem Strich – ein Mann von sechzig Jahren, er hat auch Roma-Wurzeln und eine Mutter, die altersdement und in ihrem Verhalten gar nicht Mutter-haft daherkommt. Ein Trauma ist auch aufzuarbeiten, doch eine Liebe findet der Detectiv nicht ganz.

In seinen besten Szenen erinnerte mich der Stil an David Peace’ Red Riding Quartett, ohne in dessen stilisierte Selbstverliebtheiten zu verfallen. Wenn Ruiz auf der Suche nach Details aus seiner eigenen Vergangenheit ist, stellt sich schnell ein Detektiv-Feeling ein, im besten Sinn des Wortes.

 

Alles in allem ein Roman, den ich jedem Krimi-Fan ans Herz legen kann. Schon allein wegen der anregenden Ausgangssituation.