11.06.2014

 

Zum Tode von Michael Szameit

 

Wenn ein berühmter oder bekannter Mensch stirbt, ein Autor gar oder ein Schriftsteller, dann erscheint das unwirklich fern, nicht das eigene Selbst betreffend, zumindest nicht unmittelbar.Vielleicht, wenn es etwas Konstruktives an sich hat, nimmt man sich als Rezipient vor, sich endlich des Werkes jenes Verstorbenen anzunehmen, das man immer schon lesen wollte; so eben mit mir geschehen und dem vor kurzem Verschiedenen Gabriel Garcia Márquez und seinem wunderbaren Roman »Hundert Jahre Einsamkeit«.
Fern eben.
Doch wenn ein Held der Kindheit stirbt, mit dem man - kurz nur und leider nur per Mail - persönlichen Kontakt haben durfte, und dessen Wirken man hoffnungsvoll verfolgte, dann berührt einen dies intensiver als das Ableben einer jeden Plakatberühmtheit.
Michael Szameit war einer der führenden SF-Schriftsteller in der DDR und zweifelsohne hoffnungsvolles Talent und - mit einigen anderen damals - Erneuerer des Genres.
Durch ihn - und durch den leider schon vor 24 Jahren verstorbenen Rainer Fuhrmann - lernte ich die Phantastik lieben und zu ahnen, was man mit diesem Werkzeug alles bewirken und eben erzählen kann.
Szameit publizierte bis zur Wende vier Romane (»Sonnenstein-Trilogie«, »Drachenkreuzer Ikaros«) und einige Erzählungen. Außerdem war er bis dahin auch als Herausgeber tätig.
Im neuen Deutschland dann wurde sein kurz vor 89 fertiggestelltes Werk »Copyworld« ziemlich unter Wert verramscht.
Eine ganze Weile hatte ich den Mann aus den Augen verloren, bis ich Ende der Neunziger zufällig an seine E-Mail-Adresse geriet und ihn daraufhin anschrieb. Ich wollte einfach wissen, ob man in der nächsten Zeit mit neuen Werken von ihm rechnen könnte. Er antwortete mir daraufhin freundlich und unbestimmt (klar, ich war ein fremder Fan).
Doch zwischen den Zeilen konnte man Bitterkeit herauslesen, gegenüber dem System, das ihm keine Möglichkeit bot, zu schreiben, zu veröffentlichen, sich weiterzuentwickeln.
Er hatte einen Job angenommen als Redakteur in eine »Special-Interest-Magazin«. Was ihn nicht ausfüllen konnte.
In den vergangenen fünf Jahren etwa gab es Hoffnung, Michael Szameit erstellte eine eigene Homepage, auf der er einige interessante Essays veröffentlichte, seine früheren Bücher und Erzählungen vorstellte und unter anderem davon sprach, dass er an einem neuen Roman arbeite.
Ich war gespannt und voller Erwartungen.
Was ich nicht wusste, war, dass Michael Szameit schwer krank war.
Am 30.Mai 2014 ist Michael Szameit gestorben, nach langer, schwerer Krankheit, wie es hieß.
Auf seinem Facebook-Auftritt zumindest war von Siechtum und Leiden nichts zu spüren.

Ich für meinen Teil werde mir seine Bücher noch einmal vornehmen, vor allem »Copyworld«!

(Quelle:https://www.facebook.com/pages/Michael-Szameit-Autor/214279005270202)