In einer Baugrube in der Peripherie Reykjaviks wird ein menschliches Skelett gefunden. Die Kriminalpolizei nimmt die Ermittlungen auf und dringt immer tiefer in eine zurückliegende, bis in die heutige Zeit wirkende Tragödie ein.

Nicht schon wieder ein Skandinavien-Krimi wird man sich denken, wenn man Todeshauch sieht. Die Millionen Regale voller nordischer Kriminal-Schinken können abschrecken, denn nicht alles, wo Mankell draufsteht, ist gut. Was mit Wallhöö und Sjöwall vor über 40 Jahren begann, treibt in diesen Jahren schon seltsame Blüten. Eigentlich braucht man nur einen nordisch klingenden Namen und schreibt den über ein Manuskript drüber. Wird garantiert gedruckt und unter dem Deckel „Schwedenkrimi“, „Norwegen-Import“ oder ähnliches vertrieben.

Muss gar nicht gut sein.

Bei Arnaldur Inridason ist das ein wenig anders. Der Mann versteht sein Handwerk, er kann schreiben und zwar so, dass man ihn lesen will!

Immerhin gelang es ihm als einzigem bis jetzt, den Skandinavischen Krimipreis zweimal in Folge zu bekommen.

Und somit ist „Todeshauch“ auch in keinster Weise ein herkömmlicher Krimi, er zeigt uns ein Drama auf, das an die klassischen Tragödien erinnert. Stück für Stück wird ein Trauerspiel enthüllt, dem man sich nicht entziehen kann. Man wird gezwungen, weiter zu lesen, man gibt sich hin und nimmt in Kauf, dass die Wahrheit, die am Ende herauskommt, kaum zu ertragen ist.

Island an sich ist ja kaum besiedelt, etwas mehr als ein Drittel der etwa 320 000 Einwohner leben in der Hauptstadt Reykjavik. Das heißt, die Hauptstadt ist wirklich Zentrum und Mittelpunkt des Landes. Ströme von Menschen ziehen hierher, es muss ununterbrochen gebaut werden, so dass die große Stadt Hektar um Hektar des Umlandes frisst, so dass die Leiche irgendwann zutage kommen musste.

Was ist hier geschehen, wann?

Fragen, die sich Erlendur stellt, Ermittler, der schon in dem preisgekrönten Krimi „Nordermoor“ auftrat. Seine elende Geschichte wird hier weitergesponnen. Und sie bildet eine wahrhafte Ergänzung zu dem Drama, das er aufklären muss.

Denn Erlendurs Tochter liegt im Koma und Erlendur selbst ist nicht unschuldig daran. Während er hin und wieder am Krankenbett der jungen Frau sitzt, lässt er sein Leben mit seiner früheren Familie an sich vorbei ziehen. Man erfährt von seinen Fehlern in der Erziehung, die ungeheure Auswirkungen haben, von den Kämpfen mit seiner Ex-Frau, von seinen Niederlagen. Kaum von irgendwelchen glücklichen Stunden seines Lebens.

 

Harter Stoff, aber Inridason schreibt gekonnt, baut sein Roman geschickt auf, und stellenweise liest sich das Buch wie ein klassischer Detektivroman.

 

Fazit: Unbedingt lesen!