Das dreiteilige Kriminalhörspiel „Bullivants Match oder Brachvogel im Herbst“ von Edward Boyd wurde jetzt im Juni vom Deutschlandfunk jeweils in der Nacht vom Freitag auf den Samstag um 0.05 Uhr gesendet. Ein altbekannter Termin; ich durfte schon als Kind Kriminalhörspielen lauschen, um morgens dann ziemlich übernächtigt dreinzuschauen. Ich habe diese Sendungen geliebt!

Und nun Boyd!

Edward Boyd war ein schottischer Schriftsteller, der von 1916 – 1989 lebte. Allerdings gibt es von ihm meiner Meinung nach keine Romane oder Kurzgeschichten, er schrieb fürs Fernsehen und eben Hörspiele. Immer in mehreren Teilen, immer äußerst originell im Stil und eigenwillig bis stilbildend.

Angefangen von 1969 mit „Fünf Finger machen eine Hand“, über das legendäre „Dachse im Eulenlicht“ von 1975 bis „Spanische Schlösser“ von 1989 (Die Jahreszahlen bedeuten die Erscheinungsjahre der deutschen Hörspiele).

„Bullivants Match“ nun handelt von dem erfolglosen Anwalt Peter Calman, von einem Aussteiger namens Tim Leighton, der eigentlich in einer Höhle am Meer wohnt und sich von Algen ernährt, jetzt aber offensichtlich in ein Nobelkrankenhaus verschleppt ist, deren Leitung ihn jetzt verleugnet. Dann ist da noch eine ältere Dame, die Calman beauftragt ein Haus für eine Million Dollar zu kaufen. Dann sind da noch Jesaja Dunsmore, ein Sergeant und Freund von Calman und seine frühere Geliebte. Und nicht zuletzt der titelgebende Bullivant, der Calman vor Jahren eine ziemlich brutale Niederlage bereitet hatte.

 

Das sind einige Zutaten des Dreiteilers, der niemals langweilig ist, aber nicht an die früheren Werke heranreicht.

BoydöhH war bekannt für seine Metaphern, Bilder und Wortspiele. Großes Kino für die Ohren, könnte man sagen.

Peter Calman reist nun durch den Alltag, trifft Freunde und Feinde, streitet sich mit seiner Ex-Geliebten und ist dabei so zynisch und ironisch, dass man meint, einem guten Freund zuzuhören. Schicht für Schicht wird dabei von seinem Innenleben freigelegt, man erfährt etwas über seinen Onkel und Juden im zweiten Weltkrieg. Und immer mehr über Peter Calman selbst.

Die Inszenierung spart mit Effekten, eigentlich finden sie gar nicht statt. Es werden nur Dialoge geliefert und der innere Monolog Calmans, das Ganze untermalt von eindringlicher Musik.

 

Auch wenn das Stück – wie gesagt – nicht an ältere des Autors heranreicht, ist es doch wieder ein Füllhorn an coolen Sprüchen und Pointen.

Unbedingt empfehlenswert für Freunde anspruchsvoller Krimiunterhaltung.